Sklaven oder Partner Gottes

Weber stellt die zentralen Fragen des Lebens und Glaubens und davon ausgehend behandelt er die Bibel und die Theologiegeschichte. Dabei unternimmt er einen Brückenschlag zwischen Theologie und Naturwissenschaft und streicht die Plausibilität des katholischen Glaubens hervor. Weber stellt sich gegen fundamentalistische Ansichten, wie Kreationismus und atheistische Ideologie. Er versteht Schöpfung nicht als Akt, der in der Zeit geschehen ist, sondern als Fundament. So weist der Autor auch den Einklang katholischer Lehre mit der Naturwissenschaft nach. Die Schöpfung bildet damit das Fundament für Glaube und Vernunft, für Theologie und Naturwissenschaft. Dies sei nämlich, so Weber, nicht als bloß zeitlicher Beginn zu verstehen, sondern eher als ursächlicher Ursprung, woraus folgt, dass Schöpfung nicht einfach mit dem Schöpfungsakt abgeschlossen ist, sondern fortdauert. Dabei sieht der Autor die Lehre der sogenannten „creatio continua”, also der fortdauernden Schöpfung, in Harmonie mit der Evolutionstheorie Darwins.

Gott bleibt seiner Schöpfung treu und schafft auch weiterhin neues Leben. Darwin, Galilei, Lemaître und Teilhard de Chardin werden dabei nur exemplarisch genannt. um aufzuzeigen, wie sehr Glaube und Naturwissenschaft miteinander Antworten auf die Fragen des Lebens geben. Weber erteilt damit atheistisch-motivierten Wissenschaftlern eine Absage; mit dem Verweis auf die großen Gestalten der Naturwissenschaft, die in der Schöpfung und in den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen Gott auf der Spur sind. Dabei versteht es der Autor auf unvergleichliche Weise, naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit katholischer Lehre zu untermauern und umgekehrt Schöpfungslehre naturwissenschaftlich zu erklären.

Die kirchliche Lehre von der „creatio ex nihilo”, also der Schöpfung aus dem Nichts, die gegen eine bloße Formung der bereits vorhandenen Materie steht, verbindet Weber mit der Urknalltheorie, ohne den es die Kategorien Zeit und Raum nicht gäbe. Daran anschließend zeigt Weber, wie aktuell die Themen Schöpfung, Glaube, Ökologie, Nachhaltigkeit und Schöpfungsverantwortung sind, indem er die Enzyklika „Laudato Si” von Papst Franziskus behandelt, der für die Sorge um das gemeinsame Haus plädiert. Dabei gelingt dem Autor die Gratwanderung zwischen Rationalismus, also einer Überbetonung der Vernunft, die als alleinige Grundlage sämtlicher Erkenntnisse herangezogen wird, und Fideismus, der persönlichen Glauben zum Maß aller Dinge erklärt.

Diese beiden Extrempositionen sieht Weber als ungeeignet an, um zufriedenstellende Antworten auf die zentralen Fragen des Lebens und des Glaubens zu geben. Er behandelt auch das Thema Wunder, wie diese angesichts moderner Naturwissenschaften zu verstehen sind, und gerade darin bleibt der Autor der katholischer Theologie treu. Weber schildert Wunderglaube ebenso einfach wie konkret, vernünftig und gläubig, ohne dabei hinter die Erkenntnisse der Naturwissenschaft oder die kirchliche Lehre zurückzutreten.

Lukas Ledermann

Weber, Hubert: Und Gott segnete sie. Die Schöpfungsgeschichte verstehen, Matthias-Grünewald-Verlag 2019, 197 Seiten, € 19,- ISBN: 9783786731825

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Erstabdruck in: „ACADEMIA“ Zeitschrift für Politik, Wirtschaft, Religion und Kultur

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