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Zeugnis für Weg, Wahrheit und Leben in Jesus Christus und der Kirche
Unter dem Titel „Wahrheit – die DNA der Kirche“ hat der bekannte katholische Journalist und Buchautor Martin Lohmann, der in meinungstoleranteren Zeiten auch öfter in Talkshows des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu sehen war, zusammen mit dem in Rom wohnhaften Theologen und Kardinal Gerhard Ludwig Müller ein spannendes und umfangreiches Gesprächsbuch herausgebracht, das die über den ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation (2012-2017) grassierenden Klischees je nach Standpunkt widerlegt oder bestätigt. Der Titel nimmt indirekt Bezug auf ein unglückliches und provozierendes Wort des Hildesheimer Bischofs Heiner Wilmer, der von klerikalem Machtmissbrauch als „DNA der Kirche“ sprach. Dass profilierte Kirchenvertreter ihre Ansichten über ein Interviewgespräch kundtun, ist nicht neu. Kardinal Jean-Marie Lustiger, Kardinal Robert Sarah…
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Im Kochtopf des Kannibalen
Es gehört wohl zum Schutzmechanismus der menschlichen Psyche, dass wir, ohne aktives Sensorium dafür zu entwickeln, den permanenten Feuerzauber unserer Umwelt kaum mehr wahrnehmen. Allen voran hüllt uns die Kanonade des Konsumwettrauschs in dichte Nebelschwaden. Ein Geist bahnt sich vom Unbewussten ins Unterbewusste seinen Weg und öffnet von innen die Tür für eine Geistesströmung, die sinuskurvenförmig anziehende und abstoßende Wirkung erzeugt. Weil niemand dieses Geistes habhaft werden kann, nennen wir ihn „Zeitgeist“, zumal die Zeit ebenso allgegenwärtig und unbändig ist. Kirstine Fratz versucht in ihrem Buch, den Nerv der Zeit zu treffen, nämlich durch die Hinterfragung greifbarer Phänomene auf eine kulturelle Metaebene vorzudringen und unsere gesellschaftliche Triebfeder zu finden. Wer…
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Ich fühle, also bin ich?
In unserer postreligiösen Gesellschaft ist das Moralin zum Religionsersatz mutiert. Oder mit etwas mehr Charme und an Anlehnung an das Titelbild formuliert: Hypermoral ist der menschlich-sakrale Zeigefinger in der Wunde des Kränkungsfetischismus. „Wir leben im Zeitalter der Hypermoral.“ Mit diesem Postulat beginnt das jüngste Buch des Essayisten Alexander Grau, Jahrgang 1968. Hier beschreibt ein deutscher Philosoph, der über Hegels Erkenntnistheorie promovierte, den zum neuen Lifestyle gewordenen Moralismus. Man echauffiert sich heutzutage nicht, wie noch die Großelterngeneration, über den verloren gegangenen Anstand, über die unerzogenen Kinder des Nachbarn oder über Tattoos, sondern über Umweltsünder, Sexisten, Atomkraft und Kritiker der uneingeschränkten Migration. Wer diesen gängigen moralischen Wertevorstellungen widerspricht, dem droht soziale Ächtung…