• Ergänzungen der großen Biographie

    Dem evangelischen Dichter Albrecht Goes (1908-2000) sagte sein damaliger Berliner Lehrer einmal zu seiner Verblüffung: “Wissen Sie denn nicht, daß Ihr Verstand auch getauft ist?“ Es war dies der christliche Religionsphilosoph und katholische Theologe Romano Guardini (1885-1968), der immer noch und immer wieder der tieferen Entdeckung und breiteren Würdigung harrt. Er schrieb einmal über „Die Lebensalter“ (Würzburg 1953) und je nach Alter traten seine Bücher ins Feld aufmerksamer Wahrnehmung: für den suchenden Studenten waren es die „Briefe über Selbstbildung“ oder vom Comer See, das „Ende der Neuzeit“ und „Die menschliche Wirklichkeit des Herrn“, in der Mitte des Lebens die Arbeiten über Dante und die leuchtenden Bilder und Gedanken „In Spiegel…

  • Guardini als Antipode Friedrich Nietzsches?

    Die übersichtlich strukturierte und gut lesbare Arbeit von Albrecht Voigt zeugt von intensiver Auseinandersetzung mit den Werken von Friedrich Nietzsche und Romano Guardini. Auch die breite Sekundärliteratur zu beiden Autoren wurde kenntnisreich einbezogen. Die für Guardini zentrale Lehre des Gegensatzes (seit der Schrift „Der Gegensatz. Versuche zu einer Philosophie des Lebendig-Konkreten“, Potsdam 1925) wird philosophisch auch bei Nietzsche diagnostiziert, wo er sich widersprüchlich in Nihilismus und Übermenschentum ausfaltet. Die Gegensatzlehre Guardinis wird beschrieben bis zum Gegensatz von nordischem und südländischem Denken. Beider Autoren Mystik von Gegensätzen wird mit Bezug auf die Nietzsche-Rezipientin Madeleine Sémer und der Deutung Henri de Lubacs geschildert. Guardinis ausführlich behandelte Anthropologie „Welt und Person“ (1940) setzt…