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Papstpredigt beim Gebet in der Pandemie
Wir dokumentieren hier im Wortlaut die Predigt, die Papst Franziskus am Freitagabend, den 27. März, am Petersdom in Rom gehalten hat. Der Heilige Vater hielt die Feier, die mit einem außerordentlichen Segen „Urbi et Orbi“ endete, als Zeichen der Hoffnung inmitten der globalen Corona-Pandemie. Am Abend dieses Tages (Mk 4,35). So beginnt das eben gehörte Evangelium. Seit Wochen scheint es, als sei es Abend geworden. Tiefe Finsternis hat sich auf unsere Plätze, Straßen und Städte gelegt; sie hat sich unseres Lebens bemächtigt und alles mit einer ohrenbetäubenden Stille und einer trostlosen Leere erfüllt, die alles im Vorbeigehen lähmt: Es liegt in der Luft, man bemerkt es an den Gesten, die…
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Brüder im Geiste
Mit zwei ausführlichen Kommentaren und Erweiterungen aus lateinamerikanischer und europäischer Sicht veröffentlicht der von Hans Urs von Balthasar gegründete „Johannes Verlag Einsiedeln“ (Freiburg) einen zentralen Text des heutigen Papstes Franziskus „Über theologischen Pluralismus und lateinamerikanische Ekklesiologie“ aus dem Jahr 1984, in dem die Auseinandersetzungen um die teilweise marxistische „Theologie der Befreiung“ durch eine erste vatikanische Instruktion ihren Höhepunkt erreicht hatten. Der damalige Jesuit Bergoglio ging darin von Balthasars Werk „Die Wahrheit ist symphonisch. Aspekte des christlichen Pluralismus“ (Einsiedeln 1972) und dem Aufsatz Karl Lehmanns „Die Einheit des Bekenntnisses und der theologische Pluralismus“ (in der Eugen Biser-Festschrift, Regensburg 1983) aus, um zwischen europäischer und südamerikanischer Theologie ein vermittelndes Gespräch in Gang…
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Wie Barmherzigkeit dekliniert wird
Barmherzigkeit ist die erste Eigenschaft Gottes (85), sein Name (110), der Ausdruck seines Wesens und damit die befreiende Botschaft selbst. Papst Franziskus ist meisterhaft in der Formulierung von direkten und einprägsamen Formulierungen, vermutlich weil er selbst eine Ikone der Barmherzigkeit ist. Als Dreh- und Angelpunkt stellt er sie immer intensiver in das Zentrum seines Pontifikates, auch nach dem „Jahr der Barmherzigkeit“. Der Papst hat seinen Dienst der Liebesbeziehung zwischen Gott und Mensch geweiht, so wie Johannes Paul II. sein Amt dem Glaubensbekenntnis und Benedikt XVI. der Hoffnungsbegründung verschrieben hatte. Glaube – Hoffnung – Liebe. Gott schenkt seine Barmherzigkeit grenzenlos, über alle Vorstellungen der Menschen hinaus. Franziskus erinnert in diesem Büchlein…