• Zensur und kulturelle Dynamik

    Die Theaterzensur im 18. Jahrhundert findet im Spannungsfeld zwischen Liberalisierung und Kontrolle statt. Zensur von literarischem Kulturgut war seit dem Mittelalter kirchlich geprägt, und zwar mit dem angeblichen Ziel, Menschen vor Fehlinformation und moralischem Schaden zu schützen. Allerdings führt auch gut gemeinte Zensur fast immer zur ideologischen Manipulation. Katholiken kennen seit 1559 das Verzeichnis der verbotenen Bücher (in Fachkreisen als Index librorum prohibitorum oder Index Romanus bekannt); auch Theater wurde eifrig zensiert. Am Anfang der in diesem Buch behandelten Epoche ging die Zensurkompetenz von der Kirche auf den Staat über. Jüngere Forschung hat sich zwar ausgiebig mit Bücherzensur beschäftigt, aber Theatralzensur, so behauptet Eisendle, sei noch nie systematisch aufgearbeitet worden…