• Von der halbierten Wirklichkeit

    Wer sich heute zum christlichen Glauben bekennt, steht unter einem erheblichen Rechtfertigungsdruck, und das nicht nur wegen der kirchlichen Skandale der letzten Jahre: War es früher das Christentum, das in unserem Kulturkreis mehr oder weniger unhinterfragt den Deutungshorizont menschlichen Lebens bereitstellte, so erkennt unsere Gesellschaft nun den Naturwissenschaften die Kompetenz zu, uns zu erklären, was es mit Welt und Mensch auf sich hat. Dadurch erscheint die Beweislage dramatisch zu Ungunsten des Glaubens verschlechtert: Die meisten Menschen würden heute wohl sagen, dass es in der Welt „mit rechten Dingen“ zugeht, dass wir also keine übernatürliche Gottheit brauchen, um uns die Welt zu erklären und Lösungen für unsere menschlichen Probleme zu finden.…