• Stefan Heid entmythologisiert die Entmythologisierer

    Den engen Zusammenhang zwischen Christus, Priestertum, Opfer, Altar und Kult hat der Hebräerbrief in unübertroffener Dichte dargelegt. Stefan Heid, Priester der Erzdiözese Köln, seit 2001 Professor für Liturgiegeschichte und Hagiographie am Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie in Rom, ruft mit seiner breit angelegten und opulent bebilderten Studie wichtige im Hebräerbrief angelegte Grundwahrheiten des katholischen Glaubens in Erinnerung. Der Autor ist nicht gerade für Zurückhaltung in der Wortwahl bekannt, vielmehr dafür, scharf und pointiert liebgewordene Vorurteile anzugreifen. Und so entlarvt der Autor die Vorstellung von einem ursprünglich kult- und altarfreien Urchristentum, das mehr oder weniger nur Liebesmähler und Picknicks veranstaltet hat und dann von einer nachkonstantinischen Kirche klerikalisiert und mit altrömisch-…

  • Jerusalem und keine Liturgie?

    Im paganen Rom war Egeria eine Nymphe, die Geliebte und weise Beraterin des sagenhaften Königs Numa Pompilius, die sich nach des Königs Tod in eine Quelle verwandelt hat. Doch auch ihre christliche Namensverwandte aus dem 4. Jahrhundert läßt viele Quellen der Weisheit zum Sprudeln bringen. Die außergewöhnliche Dame wurde groß herausgebracht von Gian Francesco Gamurrini – einem Mann, den nur das 19. Jahrhundert hervorbringen konnte. Ihm gelang im Jahre 1884 eine Sensation. Der bibliophile Kenner der etrurischen und toskanischen Geschichte, Sproß einer alten aristokratischen aretinischen Familie, entdeckte in einer Klosterbibliothek seiner Heimatstadt Arezzo einen Codex, der (wenn auch verstümmelt) den Pilgerbericht der Aetheria oder Egeria enthielt. Das Dokument fasziniert und…

  • Was hat das Christentum Gutes gebracht?

    Mit seinem Epochenwerk „Toleranz und Gewalt“ setzte Arnold Angenendt im Jahr 2007 unkonventionelle Ansätze für eine neue Rezeption der Geschichte des Christentums. Ausgehend vom gewaltigen Vorwurf Jan Assmanns, zwischen Monotheismus und Gewalt bestünde eine katalysatorische Affinität, analysiert der Kirchenhistoriker Angenendt dieses Theorem und vermochte entscheidende Teile zu falsifizieren, indem er u.a. Ansätze der französischen Annales-Schule in die deutsche Kirchengeschichtsschreibung integrierte. Trotz geschichtlicher Gewaltausbrüche trage das Christentum den Keim der Toleranz durch die Epoche, eine „uhrwerksartige Unruhe, die zur Freiheit drängt“ (Peter Blickle). Der vorliegende Band destilliert auf Handbuchniveau das instrumentum pacis christianorum, das Weizen-Unkraut-Gleichnis, als Leitmotiv kirchlicher Rechtsauffassung in den jeweiligen Epochen. Auf Basis der konkretisierenden Exegese Jesu oktroyiert diese…