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Noli me tangere
Jean-Luc Nancys Denken steht in der Tradition der Dekonstruktion und Phänomenologie. Auf Basis dieser Deutefolie analysiert der französische Philosoph die österliche Begegnung zwischen Maria von Magdala und dem Auferstandenen (Joh 20,11-18) und fokussiert diese Szenerie, die sonst abseits kanonischer Bilderzyklen ein paradoxes Schattendasein fristet. Im Zentrum des philologischen Essays steht das doppeldeutige Berührungsverbot Christi gegenüber Maria Magdalena in seiner ganzen Widersprüchlichkeit. Wenngleich die christliche Religion im Kern eine „Theologie des Leibes“ ist, eine „Religion des Berührens“ (22), frondiert sich der Herr gegen den haptischen Versuch Mariens. Nancy untermauert seine linguistische Interpretation mit weitblickenden Quellen aus Literatur und Kunst (Rembrandt, Tizian, Dürer) und führt dem Leser dadurch die Spannung zwischen Tod…