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Kriminalistische Phantasterei
Dieser Schrift käme wohl kaum jene Aufmerksamkeit zu, wenn es sich beim Verfasser nicht um einen der bedeutendsten deutschsprachigen Historiker handeln würde. J. Fried hat mit seinen quellenbasierten Standardwerken zum „Gang nach Canossa“ (Berlin 2012) und zu Karl dem Großen (München 2013) einem großen Publikum das Mittelalter erschlossen. Bereits in seinem letzten Buch „Dies irae“ (München 2016) weitete er den Horizont seiner Disziplin und tat einen Blick in die bleibende Gegenwärtigkeit von Weltuntergangsstimmungen. Dass er sich nach diesem Ausflug in apokalyptisches Terrain nun in die Herzmitte christlicher Theologie vorwagt, erscheint als die logische Konsequenz, das Mittelalter als „aetas Christiana“ (Chr. Cellarius) von ihren Ursprüngen her zu denken. Der reißerische Titel…
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Das größte Gnadengeschenk der göttlichen Welt
Der christliche Satiriker, Polemiker und Kulturphilosoph Theodor Haecker (1879-1945) begann seinen Essay „Über Humor und Satire“ (Brenner 1928) mit dem Satz: „Der letzte, weiteste und höchste geistige Raum des Humanen ist der Humor“. Für den zeitweiligen Bamberger Theaterdirektor E. T.A. Hoffmann ist er mehr noch „das größte Gnadengeschenk der göttlichen Welt an den bedrängten Menschen“. So war dem Wahl-Bamberger aus dem Rheinland das neue Jesus-Buch von Klaus Berger über den „Humor Jesu“ eine passende geistlich-theologische Lektüre an Fasching/Karneval 2019. Manche Kleriker bemühen sich an diesen Tagen um besondere Fröhlichkeit, die Gläubigen müssen mehr oder weniger gelungene Reim-Predigten und Narrennasen ertragen. Während Indianer- und Negerköstüme schon als Rassismus gelten, boomt es…