• Jesus der Christus

    Franz Dünzl starb im Jahre 2018 im Alter von 58 Jahren. Er war Kirchenhistoriker mit dem Schwerpunkt Patrologie, Lehrstuhlinhaber in Würzburg. Besonders hervorgetreten ist er mit seinen Forschungen zu Gregor von Nyssa. Zwei kleine, aber exquisite Bücher dürften für jeden, der sich mit den komplizierten Denkbewegungen auseinandersetzen will, die zur Ausformulierung des dogmatischen Inhalts führten, wegweisend sein: Seine „Kleine Geschichte des trinitarischen Dogmas in der Alten Kirche“ und seine hier zu besprechende „Geschichte des christologischen Dogmas in der Alten Kirche“, postum herausgegeben von seinen Mitarbeitern Michael Bußer und Johannes Pfeiff. Beide Bücher verstehen sich als einführende Überblickswerke. Schon eine flüchtige Lektüre zeigt, welche komplizierten gedanklichen Sprünge die Grundtatsache des Christentums…

  • Eva-Maria-Parallele

    Mariologie steht aus verschiedenen Gründen theologisch unter einem Rechtfertigungsdruck, nicht nur durch Karl Barths heftige Ablehnung als „Wucherung“, sondern auch durch allzu apologetisch und „übertreibend“ formulierte Arbeiten katholischer Autoren. Da ist es erfreulich, die bei Anton Ziegenaus eingereichte umfassende Augsburger Dissertation von Markus Hofmann, seinerzeit Regens des Kölner Priesterseminars, seit März 2018 Kölner Generalvikar, zur seit dem zweiten Jahrhundert belegten „Eva-Maria-Parallele“ anzeigen zu können. Die an die paulinische Adam-Christus-Parallele (Röm 5, 12-21; 1 Kor 15, 20-22) anknüpfende und erstmals von Justin dem Märtyrer und anschließend von Irenäus von Lyon erwähnte typlogische Erwähnung von Maria als „neuer Eva“ ist eine „für die Mariologie entscheidende Weichenstellung“ (A. Ziegenaus) und führt durch die…

  • Jerusalem und keine Liturgie?

    Im paganen Rom war Egeria eine Nymphe, die Geliebte und weise Beraterin des sagenhaften Königs Numa Pompilius, die sich nach des Königs Tod in eine Quelle verwandelt hat. Doch auch ihre christliche Namensverwandte aus dem 4. Jahrhundert läßt viele Quellen der Weisheit zum Sprudeln bringen. Die außergewöhnliche Dame wurde groß herausgebracht von Gian Francesco Gamurrini – einem Mann, den nur das 19. Jahrhundert hervorbringen konnte. Ihm gelang im Jahre 1884 eine Sensation. Der bibliophile Kenner der etrurischen und toskanischen Geschichte, Sproß einer alten aristokratischen aretinischen Familie, entdeckte in einer Klosterbibliothek seiner Heimatstadt Arezzo einen Codex, der (wenn auch verstümmelt) den Pilgerbericht der Aetheria oder Egeria enthielt. Das Dokument fasziniert und…