• Eine dichte Wolke voller Zeugen

    Die ersehnte Erneuerung der Kirche, deren Kleid und Antlitz im Offenbarwerden von Missbrauchsfällen zuletzt beschmutzt wurde, bedarf des reinigenden Blickes auf die Blutzeugen, die die Wahrheit des Glaubens und der Liebe höher schätzten als ihr eigenes Leben. „Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt, wollen auch wir alle Last und die Fesseln der Sünde abwerfen und mit Ausdauer in dem aufgetragenen Wettkampf laufen“ (Hebr 12, 1). Es war eine der großen Intuitionen des hl. Papstes Johannes Paul II., in der Vorbereitung auf das Heilige Jahr 2000 in seinem Schreiben „Tertio millenio adveniente“ (1994) alle Ortskirchen zu bitten, ihr eigenes dokumentarisches Martyrologium für das 20. Jahrhundert, das „Jahrhundert der Wölfe“…

  • Geistige Leitplanken als Grundsatz

    Der katholische Philosoph Josef Bordat veröffentlichte zum 70. Jubiläum der Unterzeichnung des deutschen Grundgesetzes eine theologische Analyse dieses Verfassungsrechts im Licht des christlichen Glaubens. Dadurch enthob Bordat die transzendente Rechtsmetaphysik, das Stiefkind des säkularen Staates, aus dem Dunkeln ihres Schattendaseins. Zudem verdeutlicht der vorliegende Traktat im Kontext christlicher Ethik und philosophischer Grundwahrheiten die Spur des „Ewigen“ im „Provisorium“. Die Trennung von Glaube und Öffentlichkeit, von Staat und Kirche schlägt mitunter eine tiefe Kluft zwischen liberal-demokratischer Werte und deren religiöse Quellenlandschaft. Religion als Privatsache hieße, den rechtsprägenden Einfluss des Christentums zu negieren, den Rekurs auf Gott aufzulösen. Worin dieser Gedanke enden könnte, illustrieren die Geschichtsbücher des blutigen 20. Jahrhunderts auf schändlich-beschämende…

  • Titelbild: Kösters, Ruff: Die katholische Kirche im Dritten Reich

    Kirche und Regime

    Die Momentaufnahme des Umschlagbildes könnte entweder den Opfergang der Katholischen Kirche im Dritten Reich versinnbildlichen, einen Gleichschritt der verschwiegenen Mittäterschaft suggerieren oder auch die Entschlossenheit, den Feinden des Kreuzes entgegenzutreten. Die Katholische Kirche im Dritten Reich ist Gegenstand der Geschichtsdeutung. Sie steht damit im Kreuzfeuer der Kritik. Besondere Wendepunkte drängen sie bisweilen mit dem Rücken zum Schicksal. Mit dem in 2. Auflage erschienen Leitfaden vertreten die Herausgeber die Absicht, eine konzise und lesbare Einführung bereitzustellen, in der Gewissheit, eine ausführliche Darstellung mittels dieser knappen Übersicht keineswegs ersetzen zu können. In chronologischer Reihenfolge behandeln zehn Beiträge das wechselvolle Verhältnis zwischen Kirche, Republik und Diktatur, deuten sie in neuer Perspektive in politischer,…

  • Titelbild: Julian Traut - Ein Leben für die Kultur

    Brückenbauer für die kulturelle Verständigung

    Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine Dissertation. Trotz der wissenschaftlichen Form blitzt immer wieder die Faszination durch, die die Person, der sie gewidmet ist, ausübt: Reinhard Raffalt, der im Jahre 1976 im Alter von 53 Jahren starb, war in der konservativ-katholischen kulturellen Szene des Adenauer-Deutschlands unbestritten ein Platzhirsch. Er war Musiker, Rundfunkjournalist, Romkenner, Schriftsteller, Intellektueller, Filmemacher, „Netzwerker“ und Kulturpolitiker in einem. Traut arbeitet Züge seines Charakters heraus: Raffalt war eine schillernde, individualistische, durch und durch künstlerische Persönlichkeit mit unverkennbar eitlen, genusssüchtigen und selbstherrlichen Zügen, schlechterdings auch in der Blütezeit seines Schaffens (1950er, 1960er Jahre) unzeitgemäß, eher dem Zeitalter des Barock nahe als dem 20. Jahrhundert. Traut zeichnet…