• Geistige Leitplanken als Grundsatz

    Der katholische Philosoph Josef Bordat veröffentlichte zum 70. Jubiläum der Unterzeichnung des deutschen Grundgesetzes eine theologische Analyse dieses Verfassungsrechts im Licht des christlichen Glaubens. Dadurch enthob Bordat die transzendente Rechtsmetaphysik, das Stiefkind des säkularen Staates, aus dem Dunkeln ihres Schattendaseins. Zudem verdeutlicht der vorliegende Traktat im Kontext christlicher Ethik und philosophischer Grundwahrheiten die Spur des „Ewigen“ im „Provisorium“. Die Trennung von Glaube und Öffentlichkeit, von Staat und Kirche schlägt mitunter eine tiefe Kluft zwischen liberal-demokratischer Werte und deren religiöse Quellenlandschaft. Religion als Privatsache hieße, den rechtsprägenden Einfluss des Christentums zu negieren, den Rekurs auf Gott aufzulösen. Worin dieser Gedanke enden könnte, illustrieren die Geschichtsbücher des blutigen 20. Jahrhunderts auf schändlich-beschämende…

  • Wie Barmherzigkeit dekliniert wird

    Barmherzigkeit ist die erste Eigenschaft Gottes (85), sein Name (110), der Ausdruck seines Wesens und damit die befreiende Botschaft selbst. Papst Franziskus ist meisterhaft in der Formulierung von direkten und einprägsamen Formulierungen, vermutlich weil er selbst eine Ikone der Barmherzigkeit ist. Als Dreh- und Angelpunkt stellt er sie immer intensiver in das Zentrum seines Pontifikates, auch nach dem „Jahr der Barmherzigkeit“. Der Papst hat seinen Dienst der Liebesbeziehung zwischen Gott und Mensch geweiht, so wie Johannes Paul II. sein Amt dem Glaubensbekenntnis und Benedikt XVI. der Hoffnungsbegründung verschrieben hatte. Glaube – Hoffnung – Liebe. Gott schenkt seine Barmherzigkeit grenzenlos, über alle Vorstellungen der Menschen hinaus. Franziskus erinnert in diesem Büchlein…