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Hören und verstehen
Nicht selten geht es uns wie dem Kämmerer der äthiopischen Königin Kandake, von dem in der Apostelgeschichte erzählt wird: Wir lesen oder hören durchaus mit Interesse die biblischen Texte, verstehen aber nicht immer alles, was dort gesagt ist. Friedrich Kardinal Wetter, der frühere Münchner Erzbischof, ist überzeugt, dass wir den christlichen Glauben besser verstehen können, wenn wir uns immer wieder damit beschäftigen, was die Feste des Kirchenjahres eigentlich bedeuten. Sein neues Buch „Hört und versteht!“ vereint darum seine Predigten aus den letzten sieben Jahren zu den kirchlichen Hochfesten Weihnachten, Ostern, Pfingsten und weiteren Festtagen (Dreifaltigkeitssonntag, Mariä Himmelfahrt, Peter und Paul). Zum Ende seines jahrzehntelangen priesterlichen und bischöflichen Wirkens hin entstanden,…
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Neues Verständnis für einen toten Begriff
Thorsten Dietz ist Professor für Systematische Theologie an der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg. Er studierte Theologie in Münster, Tübingen und Marburg (wo er promovierte und sich habilitierte). Sein Buch über Sünde schrieb er „in erster Linie für Christen“ (5); denn mitunter spüren Christen, dass sie das Thema Sünde „nicht mehr gut erklären können“ (5). Dabei vermisst man in seinem Buch allerdings eine Zusammenfassung, d.h. die vielen angeschnittenen Einzelaspekte werden nicht gebündelt zu zentralen Antworten, die der christliche Leser nun aufgreifen könnte für Gespräche mit Andersdenkenden, etwa über die Frage „Was Menschen heute von Gott trennt“ (so der Untertitel). Der Hauptteil des Buches besteht aus sieben Kapiteln (3 bis 9),…
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Gottes Wirken im eigenen Leben
Für Carlo Maria Martini ist klar: Gott selbst hat den Traum von einer anderen Welt, so dass auch wir „von einem anderen Leben träumen dürfen“. Zu dieser Gewissheit gelangt der frühere Erzbischof von Mailand, indem er die Tätigkeitswörter untersucht, durch welche Gott in der Bibel charakterisiert wird. Dann sieht man: Es gibt einen Traum Gottes von einer anderen Welt, dem „Reich Gottes“, dafür stehen die Handlungen Gottes und die Wunder Jesu. Kardinal Martini, der 2012 starb, hatte nach seiner Zeit als Erzbischof von Mailand lange in Jerusalem gelebt, hier hielt er im Jahr 2007 auch diese Exerzitien über die „Verben Gottes“, die nun erstmals veröffentlicht werden. In der Heiligen Schrift…
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Im Anfang war das Wort
In Schwundzeiten religiösen Wissens obliegt es mitunter der bildenden Kunst, die übernatürlichen Fundamente menschlicher Existenz freizulegen, den toxischen Feinstaub geschichtlicher Demenz zu entfernen. Neben der „historischen Ignoranz“ und einer „repressiven Anamnese“ (José Casanova) gegenüber christlichen Propria, woraus vielfältige opprobria resultieren, begleitet eine Umkehrung der Prioritäten unsere irdische Realität. Die Prosperität des Kulturtourismus, das Interesse an christlichen Kunstwerken, sollte ipso facto nicht alleine für das Ebenmaß der Kunst Faszination hervorrufen, sondern auch jenen Liebreiz erwecken, von dessen Fluidum die Werke sprechen. Die vorliegende Veröffentlichung des französischen Autors knüpft das Band seiner zahlreichen Publikationen im Bereich der bildenden Künste und Musikwissenschaft fort und deskribiert 24 Meisterwerke des Alten sowie 26 des Neuen…
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Antwort auf den Sinnhunger unserer Zeit
Jeden Sonntag erklimmt der Wiener Kardinal Schönborn eine eminent prominente Kanzel. Knapp 3 Millionen „Zuhörer“ können seinen Gedanken lauschen, wenn der Dominikanerbischof für die Sonntagsausgabe der größten Tageszeitung Österreichs eine kurze Auslegung zum Sonntagsevangelium verkündet. Schönborn verkörpert als Schüler des hl. Dominikus das Diktum des Aquinaten: „contemplari et contemplata aliis tradere“ (sich der Kontemplation widmen und die Frucht der Kontemplation weitergeben). Vom ersten Fastensonntag bis Pfingsten der Lesejahre A/B/C fasst der vorliegende Band kurze Auslegungen zu den Evangelien zusammen und stellt jeweils die aktuelle Perikope voran. Für den Kardinal ist das Wort Gottes stets lebendig, eine „unerschöpfliche Quelle“, die immer neu ausgeschöpft werden will, zu die der Christ immer wieder…