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Der feiernde Olymp
Die alten Götter waren tot, jene heiteren, deutlichen und liebenswerten Götter, die man so gern verehrt hatte, weil man wußte, auch in ihren Seelen wohnten der Regungen einige, die den Menschen zu einem Gott und Gott zu einem Menschen machten. Mit diesem Satz beginnt Wolf von Niebelschütz (1913-1960), Sohn eines Kunsthistorikers aus böhmisch-schlesischem Uradel, sein Opus magnum „Der Blaue Kammerherr. Ein galanter Roman“. Dieses mitten im Zweiten Weltkrieg verfasste, 1949 erschienene, 1000 Seiten umfassende Epos passt so gar nicht in die Kahlschlags-, Wohnküchen-, Heimkehrer- und Trümmerliteratur der Bundesrepublik, die von der Gruppe 47 und ihren intellektuellen Exponenten Böll und Grass dominiert wurde. Der Roman, der sich in Aufbau und Stil…