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Vergessener Glaubensschatz
Wie kaum eine andere Glaubenslehre wirft der Ablass ein obskures Licht auf die Katholische Kirche. Vor allem dem partikularistischen Blickwinkel des Jan Hus und Martin Luther verdanken wir unsere gegenwärtige Vorstellung vom Ablass als einem Wesen der Unterdrückung und fiskalem Werkzeug zur Generierung des Kirchenschatzes. Papst Paul VI. versuchte, die angekreidete „Verrechnungsmentalität“ in seiner apostolischen Konstitution „Indulgentiarum doctrina“ (1967) im Lichte Christi zu korrigieren und neu erstrahlen zu lassen, zumal das Zweite Vaticanum den Ablass (aus Zeitgründen) nicht thematisieren konnte. Mit dem Terminus „indulgentia“ schlägt der Pontifex die Brücke zur Gnade, der wohlwollenden, freiwilligen Zuwendung, als singuläre Quelle des Nachlasses zeitlicher Sündenstrafen und damit auch zur daraus resultierenden Umkehr und…