Päpstlicher Primat ist zuerst Dienstamt
In ihrem Gastbeitrag für die Spezialausgabe der „Herder-Korrespondenz“ wirft die evangelische Theologin Ellen Ueberschär Joseph Ratzinger vor, als Präfekt der Glaubenskongregation wie als Papst Benedikt XVI. eine „vormoderne, triumphalistische Theologie und hierarchische Kirchenstruktur“ vertreten und befördert zu haben. Diese Strukturen erwiesen sich nun als „reformunfähig, inhuman und antiaufklärerisch“.

In ihrem Plädoyer überträgt Ueberschär politische Machtstrukturen unterschiedslos auf die katholische Kirche. Sie hält gleichsam Gericht über das Petrusamt und wirft dem emeritierten Pontifex Benedikt XVI. vor, „wie kein Zweiter prägenden Einfluss auf jene Machtstrukturen der katholischen Kirche“ gehabt zu haben. Ist aber nicht allein schon sein freiwilliger Rücktritt eine der einschneidendsten Reformen des Papsttums im 21. Jahrhundert, der offenlegt, dass auch der päpstliche Primat zuerst Dienstamt ist und nicht der Logik eines rein säkularen Machtverständnisses folgen darf?
Der hier vorliegende Artikel von Prof. Dr. Wolfgang Klausnitzer und Abtpräses Dr. Maximilian Heim O.Cist. versteht sich als eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem selbstbewussten Beitrag der evangelischen Theologin. Die darin enthaltenen Angriffe werden einer sachlichen Analyse unterzogen, wobei die beiden Autoren andere Ergebnisse aufzeigen.

