Meister Yoda und die Macht der Wahrheit
Sebastian Molls „Glauben du musst“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, den christlichen Glauben aus der Science-Fiction-Saga „Star Wars“ zu destillieren. Dabei versucht der evangelische Autor und Theologe, mögliche Parallelen als auch Unterschiede aufzuzeigen. Die erste Unregelmäßigkeit offenbaren abweichende Kapiteleinteilungen, die vermutlich der Star-Wars-Chronologie entlehnt sind. Der erste bzw. vierte Abschnitt befragt das Star-Wars-Universum, ob seine Popularität der Suche nach einer Ersatzreligion entspringt. Hierbei wird dem Leser gezeigt, dass die Science-Fiction-Gedankenwelt ein übernatürliches Koordinatensystem aufweist. Glaube und Spiritualität, übersinnliche Bezüge spielen in Star Wars zum Teil elementare Rollen.

Von der dunklen Seite der Macht bzw. der Sünde handelt die nächste Passage. Sie scheint ein direkter, verführerischer und leichter Weg zur Macht zu sein. Der Leser wird darauf Aufmerksam gemacht, dass im realen Leben immer eine zweite Chance und ein freier Wille vorhanden sind was im Vergleich zu Anakin Skywalker nicht der Fall war. Es ist eben nie zu spät für Erlösung. Der Spruch im dritten Teil: „Für mich ist es nun zu spät“ ist der Titel des nächsten Abschnittes und spielt auf die Erlösung bzw. den Sinn des Lebens an. Dieser Abschnitt wirft einen besonderen Blick auf die zentrale christliche Erlösergestalt, vor allem darauf, wie Jesus Christus die Erlösung vermittelt, sie im Leiden bewirkt hat. Der Einfluss von Wirtschaft und Politik, im Hinblick auf die Handelsföderation, auf die Bevölkerung und die Religion, wird anschließend erörtert. Dabei prallen christliche Kapitalismuskritik und das intergalaktische Handelsunternehmen aufeinander. Parallelitäten zwischen dem Leben der Jedi und den evangelischen Räten vergleicht die darauffolgende Episode.
Der auffallendste aller Vergleiche in Hinsicht auf das Christentum ist sicher die Empfängnis Anakins, analog zu Jesu Zeugung ohne Zutun eines realen Vaters. Zudem offenbaren die Midi-Chlorianern (eine mikroskopisch kleine Lebensform, die sich in allen lebenden Zellen befindet) in Anakins Blut, dass er genetisch, von Geburt an, zu den Jedis gezählt werden müsste. Sind die tugendhaften Jedis nur eine spezielle Rasse im Universum oder stehen sie mit den christlichen Heiligen auf einer Stufe? Gleicht das Tugendstreben hier auf Erden dem Kampf der Jedis gegen die dunkle Macht im Universum?
Die vorletzte Passage begutachtet die neueren Episoden der Saga genauer und stellt ein Vergleich zwischen Kylo Ren und jenen jungen Männer her, die nach einer Perspektive suchen, aber falschen Personen nacheifern. Aktuelle Zeitgeschehnisse rund um religiös motivierte Attentäter liegen hier wohl zu Grunde. Das letzte Kapitel befasst sich mit der Heilige Schrift und dem früheren Kanon der Star-Wars-Reihe. Der Autor liefert mit seinem Buch eine humorvolle Präsentation des intergalaktischen Glaubenssystems und versucht die Brücke zum Christentum zu schlagen. Dass diese Verbindung immer wieder abreißt und zuletzt nicht bündig abschließt gehört nicht zur Tragik des Glaubens dazu, sondern offenbart den Übergang vom Mythos zum Logos.
Eva-Maria Meindl
Moll, Sebastian: Glauben du musst. Star Wars und der christliche Glaube, Brendow 2018, 158 Seiten, € 14,- ISBN: 978-3961400683

