Leuchtturm des Abendlandes

David Berger gilt international als führender und ausgewiesener Kenner des hl. Thomas von Aquin und des Thomismus. Sein vergriffenes Einführungsbuch „Thomas von Aquin begegnen“ (Augsburg 2003) hat er nun überarbeitet und um einige kritische Islambezüge erweitert im Gerhard Hess Verlag neu vorgelegt.

Ob es eine „Heiligkeit der Intelligenz“ (20) gibt, sei dahingestellt, aber zweifellos ist Thomas unabhängig vom Glauben einer der größten abstrakten Denker der Menschheitsgeschichte. Sein bewegtes Leben wird von Berger einfühlsam geschildert (20-124). Seine Glaubenslehre („Sacra doctrina“) mit Gott als Mittelpunkt, von dem Schöpfung und Geschöpfe ausgehen und zu dem sie zurückkehren, findet eine klar gegliederte Darstellung, an deren Ende die glückselige Gottesschau („visio beata“) steht. Jesu Gehorsam bis zum Tod am Kreuz steht bei Thomas spirituell etwas am Rande – trotz der eindeutigen Erlösungslehre (202f).

Das Buch Bergers ist vor allem im zweiten Teil ein intellektueller Lesegewinn. Die Einleitung „Schutzschild und Leuchtturm des Abendlandes“ (9-19) und der Exkurs „Thomas von Aquin über die Geburt des Islam“ (180-183) enthält allerdings einige Pauschalurteile (auch über Papst Franziskus), denen in der aktuell verworrenen Lage nicht jeder zu folgen vermag. Empfehlung, auch wegen der Widmung „reuigen Herzens“ an Papst Benedikt XVI., der allerdings Augustinus und Bonaventura näher steht als dem „doctor angelicus“.

Stefan Hartmann

Berger David: Thomas von Aquin. Leuchtturm des Abendlandes, Hess-Verlag 2019, € 16,80 ISBN: 9783873366503

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

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