Herder Korrespondenz

Im Sommer 2018 augmentierten sich die Empörungen über Papst Benedikt XVI. beinahe exponentiell zu den steigenden Temperaturen. Die ruhige und nüchterne Antwort des emeritierten Pontifex korrigiert nun Michael Böhnkes Antijudaismus-Vorwürfe und nimmt auch indirekt zu Walter Homolkas Aufsatz Stellung. Nicht Mission, sondern Dialog muss im Zentrum der jüdisch-christlichen Begegnung stehen, weil Israel allein unter den Völkern den „unbekannten Gott“ erkannt hatte. Für Israel gilt daher der Dialog, ob Jesus von Nazareth „der Sohn Gottes“ ist, ob sich in ihm die Verheißung erfüllt hat. Neben diesem brisanten Thema thematisiert die Dezemberausgabe der „Herder Korrespondenz“ sowohl die fehlende Debatte zur liturgischen Einführung der neuen Einheitsübersetzung (Fußnoten von Amoris laetitia erreichen mehr Aufmerksamkeit!), deren Inkonsequenz in der Übersetzung als auch das Schweigen der Welt zur Passion Asia Bibis. Volker Resing ermuntert die Kirchen zum verstärkten Lebensschutz, auch im Hinblick auf das Werbeverbot bei Abtreibung. PID darf nicht zum Abtreibungsautomatismus führen, Schwangerschaftsabbruch nicht als normale ärztliche Leistung dargestellt und kommerzialisiert werden. Staatssekretär Markus Kerber streicht im Interview die Grundlinien der Neuauflage des Deutschen Islamgesetzes heraus, der Essay von Hans-Ludwig Körber falsifiziert empirisch die MHG-Studie zu sexualisierten Gewaltdelikten in der katholischen Kirche. Ein Blick nach Brasilien untersucht den Aufstieg des neugewählten und autoritär wirkenden Präsidenten.
Gisbert Greshake liefert persönliche Erinnerungen an den „Jahrhunderttheologen“ Karl Rahner und streicht dessen Mehrwert heraus: Seine Leistung erschöpfe sich nicht in der Pionierarbeit zur theologischen Erneuerung, in seinem Werk gebe es noch „unabgegoltene Faktoren, die wohl erst in Zukunft ihr ganzes Gewicht entfalten werden“. Tagesaktuell beurteilt Regina Elsner auf Basis ihrer fachlichen Kompetenz den kirchen-politischen Ukrainekonflikt: „Der Kirchenstreit zeigt das ganze Ausmaß ungeklärter ekklesiologischer Themen innerhalb der Orthodoxie, nicht zuletzt die Fragen des kirchlichen Nationalismus.“ Neben gesellschaftlichen und interreligiösen Artikeln rundet der Orientalist Armin Eschraghi die abrahamitischen Religionen ab, indem er die Charakteristika des Bahaitums, „Abrahams jüngste Kinder“, herausstreicht.

Florian Mayrhofer

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