Auslegung Katholischer Briefe

Im 10. Teilband des Neuen Göttinger Bibelwerks stellt der Verfasser, Pfarrer und Professor für Neues Testament an der Universität Erlangen, „auf der Grundlage der aktuellen Forschung“ die traditionell als „Katholische Briefe“ bezeichneten sieben Briefe vor. Der Kirchenvater Eusebius benennt die unter den Verfassernamen Jakobus, Petrus, Johannes und Judas firmierenden Schreiben als „Katholische Briefe“, die seit frühester Zeit ihren festen Platz im Neuen Testament haben. Mit ihnen soll, so der Verlag, ein „ … idealer Kommentar für die Predigt- und Gemeindearbeit“ bereitgestellt werden. Die sieben Briefe sind in gleichem Schema abgehandelt:

Teil A mit Textüberlieferung, Person des Verfassers, zeitliche Ansetzung, Pseudoepigraphie (realer oder fiktiver Autor), Adressaten, Einbettung in andere frühchristliche Überlieferung, Aufbau der Schrift, theologische Besonderheiten. Teil B bietet umfassende Kommentare. Dessen Struktur dürfte der genannten Zielgruppe besonders hilfreich sein, indem er abschnittsweise, zumeist mit informierenden Überschriften, gegliedert ist (etwa: „Versuchungen als Bewährungen“ – „Ungeteiltes Zutrauen zu Gott“ – „Jesus, der leidende Gerechte“ – „Unterordnung unter die staatliche Macht“ – „Worte der Apostel über die Endzeit“ ).

Die Kommentare fußen auf einer vom Verfasser neu erstellten Übersetzung, die nicht gängelt, sondern Variationen offenlässt. Offen bleibt hierbei, welchen Sinn die als Erläuterung gedachte Beifügung griechischer Formulierungen in deutschem Alphabet haben könnte: Ein Nutzen für die Vorbereitung von Predigt- und Gemeindearbeit ist nicht zu erkennen, sie führen ab und zu auch in die Irre, etwa bei einem Jota subscriptum. Leicht ärgerlich, da nicht überprüfbar sind die mehrfach eingefügten „asterisci“ (***), die üblicherweise in Texten auf Anmerkungen verweisen sollen, was hier aber dem Rezensenten trotz mehrfacher Suche nicht erkennbar war.

Den Abschluss bilden 6 Seiten Literaturhinweise, darunter mehrere Kommentare sowie relevante Literatur jüngeren Datums zu den sieben Briefen (incl. Erscheinungsjahr 2018) . Ein Novum gegenüber vergleichbaren Editionen sind die 19 über das ganze Buch hin eingearbeiteten Exkurse, eine nicht zu unterschätzende Leistung dürfte das 20 Seiten umfassende Stellenregister alt- und neutestamentlicher Autoren sein, was die bei den Brieftexten immer wieder herausgearbeitete alttestamentliche und frühchristliche Einbettung der Briefe deutlich macht. Schließlich sei noch auf 19 Exkurse wechselnder Thematik hingewiesen (u.a. Paulinische Theologie, Vergöttlichung, Plinius und die Christen, heidnische Werte, Wiedergeburt, der Irdische Jesus).

Heckel, Theo: Die Briefe des Jakobus, Petrus, Johannes und Judas. Vandenhoeck & Ruprecht 2019, 304 Seiten, € 35,- ISBN: 9783525571415 (= Das Neue Testament Deutsch Teilband 10)

Heinz Piesik

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