Gelitten oder gebraten worden?
Der heilige Laurentius zählte zu den sieben Diakonen der Stadt Roms und errang unter der valerianischen Christenverfolgung gemeinsam mit Papst Sixtus II. die Palme des Martyriums. Als „Schatzmeister der Reichtümer Gottes“ sicherte sich der Levit seinen Platz in den Annalen der Kirchenväter und Hagiographen. In Laurentius Gestalt verschmilzt der Archetyp des Jerusalemer Stephanus, der für die Integrität der Offenbarung vor dem Lebensopfer nicht zurückschreckte, mit dem Gegenpart des Verräters Judas Iskariot, dessen Sorge um die Armen von seiner Gier verzehrt wurde.

Als heißbegehrter Patron und Fürsprecher ist der heilige Levit Schirmherr vieler katholischer Kirchen und darüber hinaus Patron der ältesten Kathedrale Skandinaviens, dem Dom zu Lund in Südschweden (konsekriert 1145), des spanischen Escorial sowie dem argentinischen Fußballverein „San Lorenzo“. Für letzteren fiebert Papst Franziskus seit seinen Jugendjahren.
Das Martyrium erlitt Laurentius im Jahr 258 auf einem glühenden Eisenrost, nachdem er das kirchliche Vermögen an die Armen verteilte und erst danach die „Schätze der Kirche“ dem heidnischen Kaiser zuführte. Der Kirchenvater Ambrosius von Mailand kommentiert in „De Officiis“ dazu:
„Das sind die Schätze der Kirche. Und fürwahr Schätze, die Christus in sich bergen, die Christi Glauben in sich bergen! So sprach auch der Apostel: «Wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen».“
2. Buch, 28. Kapitel, Abschnitt 140.
Ausgehend von Patrick Joseph Healys Forschungen über die Christenverfolgung unter Valerian (1905) kochte im 20. Jahrhundert die Frage nach der Historizität des laurentanischen Martyriums hoch. Der hier abrufbare englischsprachige Artikel von Lawrence B. Porter liefert mit Ambrosius, Aurelius Prudentius Clemens sowie den Predigten Augustins, sie tradieren die ältesten Textzeugnisse, ein kritisches Desiderat zum kontroversiellen Ableben des gefeierten römischen Erzdiakons.
Florian Mayrhofer

