Thomas Morus unserer Zeit
Basierend auf wahren Begebenheiten erzählt Regisseur Terrence Malick, der als bekennender Christ einer Episkopalkirche angehört, mit großer Intensität die Biographie des österreichischen Bauern Franz Jägerstätter. Als gläubiger Katholik wurde Jägerstätter am 6. Juli 1943 wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt und am 9. August 1943 hingerichtet. August Diehl und Valerie Pachner verkörpern Franz Jägerstätter und seine Frau Fani emotional aufwühlend, mit sensibler Präsenz und leidenschaftlicher Hingabe. Kameramann Jörg Widmer schuf dazu Bilder von poetischer Eleganz. Terrence Malicks unerschöpfliches Interesse am inneren Kampf seiner Hauptfigur macht „Ein verborgenes Leben“ zum allegorischen Widerstandsdrama über Mut und den Kampf gegen das Böse.

Die Filmvita zeigt vor allem einen Franz Jägerstätter, „der seinem Gewissen folgt, einer vom Glauben getragenen Gewissensentscheidung. Dabei handelte er ähnlich wie sein Märtyrerkollege Franz Reinisch, der geschrieben hatte: „Sooft ich auch mein Gewissen überprüfe, ich kann zu keinem anderen Urteil kommen. Und gegen mein Gewissen kann und will ich mit Gottes Gnade nicht handeln.“ Franz hatte 1938 einen Traum, den er als Warnung vor dem Nationalsozialismus deutete. Deshalb stimmte Jägerstätter als Einziger in St. Radegund gegen den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich. In den Mittelpunkt seines Filmes stellt Terrence Malick den inneren Kampf Franz Jägerstätters und sein Festhalten an einer Gewissensentscheidung trotz des Unverständnisses der anderen Dorfbewohner und der Konsequenzen, die eine solche Entscheidung mit sich bringt. Deshalb zeigt „Ein verborgenes Leben“ etliche Parallelen zu Fred Zinnemanns „Ein Mann zu jeder Jahreszeit“ (1966) über Thomas Morus. Auch der zurückgetretene Lordkanzler Heinrichs VIII. von England vermochte aus Gewissensgründen nicht, den Eid auf den vom Parlament verabschiedeten „Act of Succession“ abzuleisten, obwohl er von Freunden dazu gedrängt wurde, und ihm die Konsequenzen bewusst waren“, resümiert José García in der Tagespost.
Nicht mehr Gegenstand des Cannes-Preisträgers ist die Nachgeschichte: Franz Jägerstätter wurde am 26. Oktober 2007 seliggesprochen. Seine damals 94-jährige Frau Franziska konnte noch an der Feier teilnehmen.
Kinostart: 30. Jänner 2020 : Trailer auf youtube

